1919 (Vorgeschichte)
Adolf Böhm betreibt in der Au, die zur Gemeinde Sulzberg gehört und direkt an der Iller liegt, eine Holzschleiferei, die über Transmission mittels Wasserkraft betrieben wird. Möglich macht das ein natürliches Wehr in der Iller. Die Firma A. Böhm & Cie. errichtet 1907 ein Elektrizitätswerk, das die Holzschleiferei betreibt und den Stromüberschuss an die Umgebung sowie 14 Gemeinden zu Beleuchtungszwecken liefert. Für die Stromlieferung heißt die Firma bereits Allgäuer Überlandwerk.
Nachdem 1919 Adolf Böhm den Grundbesitz, die Holzstofffabrik, das E-Werk und das Wasserrecht an seinen Sohn Ingenieur Karl Böhm überträgt, gründet dieser zusammen mit der Stadt Kempten die Allgäuer Überlandwerk GmbH. Die Stadt bringt das zuvor von Adolf Böhm gekaufte Stromnetz in die Gesellschaft ein.
1920
Karl Böhm wird in der zum 1.1.1920 gegründeten Firma Geschäftsführer und Dr. Otto Merkt Vorsitzender des Aufsichtsrats. Der Anteil der Stadt beträgt 51 % und der von Karl Böhm 49 %. Zweck des Unternehmens ist die Versorgung des Allgäus mit Elektrizität.
Im Laufe des Jahres bringt die Spinnerei und Weberei Kottern ihren in der Nacht erzeugten Strom in die neue Gesellschaft ein, dadurch ergibt sich für die Spinnerei und Weberei ein Anteil von 24 ½ % und für Karl Böhm 24 ½ %.
1923
Alle Elektrizitätswerke an der Iller und deren Nebenflüssen werden durch ein Freileitungsnetz verbunden. Die sogenannte Illersammelschiene entsteht.
1927
Die privaten Gesellschafter werden 1927 ausbezahlt, um dann das Städtische Elektrizitätswerk in der Illerstraße in die Gesellschaft einzubringen. Seit damals ist AÜW ein kommunales Unternehmen und das bis heute.
1934
Die Stadt Immenstadt bringt ihr Elektrizitätswerk in die Gesellschaft ein, um damit die Versorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger zu sichern, und wird Gesellschafter bei AÜW.
AÜW schließt auch deshalb einen Strombezugsvertrag mit der Lechwerke AG ab und baut einen Leitungsanschluss an das LEW-Netz.
1955
Karl Böhm scheidet als Geschäftsführer aus dem Unternehmen aus.
2001
Als Folge der Liberalisierung der Energiemärkte gründet AÜW zusammen mit fünf Allgäuer Stromversorgern die Vertriebskooperation AllgäuStrom. Mittlerweile besteht der Verbund aus neun Allgäuer Energieversorgern.
2005
Die durch die Liberalisierung notwendige Trennung von Netz, Erzeugung und Vertrieb führt zur Gründung der AllgäuNetz GmbH & Co. KG.
2010
Das 1998 von der Spinnerei und Weberei Kempten erworbene Illerwasserkraftwerk Keselstraße geht nach zweijährigem Komplettumbau in Betrieb. 2011 erhält das Gebäude den deutschen Architekturpreis.
Das gegenüber an der Iller gelegene Kraftwerk Füssener Straße wird zu einem Restwasserkraftwerk umgebaut. Das denkmalgeschützte Gebäude bleibt erhalten.
2016
In der Au entsteht ein Gemeinschaftskraftwerk zusammen mit den Bayerischen Landeskraftwerken. Es ist das erste Laufwasserkraftwerk mit VLH-Turbine, um den Einsatz in einem Gebirgsfluss zu erproben. Ergänzend entsteht dort ein steuerbares Schlauchwehr. Das neue Kraftwerk steht an der gleichen Stelle wie das Böhmsche Kraftwerk bei Übergabe an AÜW.
Das Kundencenter in Kempten wird von der Illerstraße an den Rathausplatz verlegt.
2019
Einweihung der umgebauten Netzleitstelle. Modernisierung der Netzleittechnik, um die Anforderungen einer intelligenten Netzführung zu ermöglichen. Zusätzlich wurde die Informationssicherheit verbessert. Deswegen gibt es erstmals eine Ersatznetzleitstelle im Zentrallager am Schumacherring.
Ein Hybridkraftwerk, bestehend aus dem schon vorhandenen Spitzenkraftwerk mit Gasturbine und dem derzeit größten Batteriespeicher in Deutschland, wird in Betrieb genommen. Es leistet einen Beitrag zur Frequenzstabilisierung im Verbundstromnetz und trägt damit zur Versorgungssicherheit bei.
2020
2020 ist es soweit. AÜW schreibt 100 Jahre Firmengeschichte.
100 Jahre, in denen wir das Allgäu, die Menschen und die Entwicklungen aktiv begleitet haben: als regionaler Energiedienstleister, als fairer Arbeitgeber, als innovatives Unternehmen.