Wasserstoff im Allgäu
Das Allgäuer Überlandwerk, der ZAK Kempten sowie die Allgäuer Kraftwerke Sonthofen treiben – als Gesellschafter der BioEnergie Allgäu – das Thema Wasserstoff im Allgäu nun mit konkreten Projektentwürfen voran.
In einem ersten Schritt haben die Partnerunternehmen AÜW, ZAK und AKW eine Potentialanalyse erstellen lassen, die die technisch und wirtschaftlich sinnvolle Erzeugung sowie Nutzung von Grünem Wasserstoff im Allgäu untersuchen sollte. Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Energiespeicher (IFES) aus Regensburg, geleitet von Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner.
Das Ergebnis des IFES belegt, dass sowohl am Mühlheizkraftwerk (MHKW) in Kempten als auch an einem AÜW-Wasserkraftwerk (WKW) die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen für eine Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse gegeben seien. Aus den Strommengen und den Lastverläufen an den Standorten des MHKW und des WKW ergäbe sich somit ein stolzes Potential von bis zu 1.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Mit dieser Menge könnten umgerechnet zum Beispiel im Allgäu bis zu 20 Züge oder weit über 100 Busse und Lastwagen betrieben werden.
Zusammen mit erfahrenen Planern, die ähnliche Projekte bereits umsetzen, arbeiten die drei BEA-Gesellschafter an der Erstellung einer aktuellen Machbarkeitsstudie. Im ersten konkreten Schritt wurde für das MHKW Kempten bereits der Auftrag zur Erarbeitung eines detaillierten technischen Konzeptes
an ein fachkundiges Ingenieurbüro vergeben. Mit dem Ergebnis ist schon im Frühsommer 2020 zu rechnen. Das Potential, Wasserstoff zu erzeugen, ist also auch in unserer Region grundsätzlich vorhanden. Ebenso wie die dafür erforderliche Technologie, die auch bereits als ausführungsreif gilt. Die weitere Ausarbeitung des Förderantrags soll nun zeigen, ob eine Umsetzung auch wirtschaftlich abbildbar ist und welcher Betrag in einer Art Anschubfinanzierung, wie in anderen Regionen der Fall, im Rahmen der Investition gefördert werden muss.
Auch seitens Politik wurde große Unterstützung am Wasserstoff-Projekt zugesagt, wie ein gemeinsamer Termin im Januar mit den Befürwortern Minister Müller, Landtags-Fraktionsvorsitzendem Kreutzer, OB Kiechle und Landrat Klotz zeigte: Gibt es eine Chance für wirtschaftliche Erzeugung und Nutzung von Grünem Wasserstoff im Allgäu, so soll diese auch umgesetzt werden – und das zeitnah.
Die Studie der BEA Partner hat also das vorhandene Potential des Wasserstoffs aufgezeigt. Im Rahmen des Förderprogramms „HyExpert“, für das das Oberallgäu im Dezember den Zuschlag vom BMVI erhielt, wird nun eine weitere Untersuchung einer wirtschaftlichen Umsetzung bewertet. Partner des „HyExpert“ Projekts im Oberallgäu ist das Allgäuer Überlandwerk.
Die für die wirtschaftliche Umsetzung erforderlichen Fördermittel werden gerade noch ermittelt. Das Wichtigste, um die Erzeugung von Wasserstoff im Allgäu in die Realität umzusetzen, ist über die Herstellung hinaus aber, für die lokale Abnahme des Wasserstoffs zu sorgen. Hierzu werden Partner benötigt, die bereit sind, in Wasserstoffbusse oder -lastwagen zu investieren und sich zur Abnahme des Grünen Allgäuer Wasserstoffs bereit erklären. Auch eine Realisierung von Wasserstoff-Zügen auf den Bahnstrecken im Oberallgäu wird in Gesprächen zwischen der DB Region bzw. der BEG und der Politik weiter vorangetrieben. Eine zeitliche Abschätzung kann die Projektgruppe an dieser Stelle aber nicht treffen.
Zusatzinformation zur Ausgangslage:
In der Region Oberallgäu werden aufgrund der Anzahl an dezentralen Anlagen regelmäßig Strommengen in das Netz des vorgelagerten Netzbetreibers zurückgespeist. Das Verteilnetz ist durch sehr volatile Einspeise- und Lastverhältnisse netztechnisch besonderen Anforderungen ausgesetzt. Die Produktion von Wasserstoff stellt, geeignet eingesetzt, eine potentielle Entlastung des Netzes dar. Wichtig ist, dass die Wasserstofferzeugung auch energiewirtschaftlich integriert ist, was durch die Einbindung ins Virtuelle Kraftwerk von AÜW erfolgen kann.