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Wasserkraftwerk Au gehört zu den innovativsten und fischschonendsten Kraftwerken in Deutschland

Die Ergebnisse des Fischmonitorings bestätigen dem VLH Wasserkraftwerk in Sulzberg/Au das Prädikat eines der innovativsten und fischfreundlichsten Wasserkraftwerke Deutschlands zu sein.

Mit dem Ziel, eine bestehende Staustufe mit niedriger Fallhöhe wirtschaftlich für die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft zu nutzen und gleichzeitig eines der fischverträglichsten Wasserkraftwerke zu bauen, gründeten die Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW) und die Bayer. Landeskraftwerke GmbH (LaKW) die gemeinsame Gesellschaft Illerkraftwerk Au GmbH.
2016 wurde das neue Wasserkraftwerk bei Kempten eingeweiht. Nun wurde das umfangreiche Fischmonitoring abgeschlossen und die Ergebnisse vorgestellt.

Nach nur gut einem Jahr Bauzeit entstand in Sulzberg/Au im Allgäu das erste VLH Wasserkraftwerk Deutschlands. Die erstmals in Deutschland eingesetzte Technologie der „Very Low Head“-Turbine (VLH) stellt in Kombination mit der variablen Stauzielregelung durch ein wassergefülltes Schlauchwehr eine Weltneuheit dar.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist eine der wesentlichen Aufgaben, damit die Energiewende in Deutschland gelingt. Bei der Planung und dem Bau des Wasserkraftwerks wurde der Fokus, neben der Wirtschaftlichkeit, auf die hohe Fischverträglichkeit und Ökologie gelegt.

Durch ein umfangreiches Monitoringver¬fahren des Lehrstuhls für Aquatische Systembiologie der TU München, das auch diesen Standort mit einbezieht, wurden bayernweit die ökolo¬gischen Auswirkungen innovativer Wasserkraftanlagen im Vergleich zu herkömmlicher Technologie unter¬sucht. Hierbei wurden sowohl direkte anlagenbedingte Auswirkungen auf die Fischpopulation, z.B. Verletzungen durch die Turbinen, als auch Veränderungen des Lebensraums, z.B. durch den Aufstau, betrachtet.
Die Erwartungen waren hoch: Das Illerkraftwerk Au sollte nicht nur regional erneuerbare Energie erzeugen – durch den Einsatz innovativer Turbinentechnik sollte die Anlage auch besonders schonend zu Fischen sein. Dazu ist das Kraftwerk mit zwei VLH – (Very Low Head) – Turbinen ausgestattet, die bei sehr geringen Stauhöhen eingesetzt werden. VLH-Turbinen haben einen ungewöhnlich großen Laufraddurchmesser, in Au beträgt er 5 m. Durch den großen Fließquerschnitt ist die Fließgeschwindigkeit in der Turbine gering, das Laufrad (von der Form her etwa vergleichbar mit einem Schiffspropeller) dreht sich wesentlich langsamer als bei herkömmlichen Anlagen. Damit sinkt für Fische die Gefahr, beim Durchschwimmen der Turbine von einer Laufradschaufel getroffen zu werden. Wegen der geringen Fallhöhe treten auch keine abrupten Druckschwankungen auf.

In den letzten Jahren hat der Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München bayernweit die ökologischen Auswirkungen innovativer Wasserkraftanlagen im Vergleich zu herkömmlicher Technologie untersucht. In dieses umfangreiche Monitoring war ab 2014 auch das Illerkraftwerk Au einbezogen. Dabei wurden sowohl direkte anlagenbedingte Auswirkungen auf die Fischpopulation, z.B. Verletzungen durch die Turbinen, als auch Veränderungen des Lebensraums, etwa durch den Aufstau, betrachtet.

Der Aufwand für das Projekt war erheblich. In speziellen Netzen („Hamen“) hat die Mannschaft der TU München 867 in der Iller natürlich vorkommende und abwärts wandernde Fische gefangen und untersucht. Zusätzlich wurden für das Projekt am Standort Au rund 30.000 Fische verschiedener Arten eingesetzt: Bachforelle, Huchen, Äsche, Barbe, Aal, Nase, Rotauge, Flussbarsch. Die Versuche fanden zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten statt um möglichst repräsentative Ergebnisse zu erhalten.
Vor kurzem hat die TU München zusammen mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt die mit Spannung erwarteten Ergebnisse des Forschungsprojekts veröffentlicht.

Dabei bestätigte die Untersuchung die erwartete geringe Fischschädlichkeit der beiden VLH-Turbinen am Standort Au. Bei den standardisierten Fischzugaben lagen die Mortalitätsraten der Fische, die den Rechen und die Turbine passiert hatten je nach Fischart zwischen 2 und 6 %. In der Gesamtbewertung der Fischschäden durch die beiden VLH-Turbinen des Illerkraftwerks Au kommt die TU München zu der Erkenntnis: „Die festgestellten Mortalitätsraten fielen deutlich niedriger aus als bei konventionellen Kraftwerken mit Kaplan- oder Francisturbinen.“

In die Untersuchungen der TU war auch das Umfeld des Kraftwerks einbezogen. Mit dem Bau des Kraftwerks Au wurde das gesamte Wehr erneuert. So ist jetzt mit einer Kiesschleuse bei hohen Abflüssen eine Spülung von Sediment durch die Stauanlage möglich. Zudem kann das Schlauchwehr bei Hochwasser komplett abgesenkt werden. Kies und grober Sand lagern sich jetzt nicht mehr wie früher vor der Stauanlage ab, sondern werden, wie bei einem natürlichen Gewässer ohne Stauanlage, bei Hochwasser mit der Strömung weiter flussabwärts gespült.

Die beiden Gesellschafter der Illerkraftwerk Au GmbH, die Allgäuer Überlandwerk GmbH und die Bayerische Landeskraftwerke GmbH sehen sich mit den positiven Ergebnissen des umfangreichen Monitorings bestätigt. Die Entscheidungen für VLH-Turbinen und die Spülmöglichkeiten an diesem Standort waren offenbar goldrichtig. Das Wasserkraftwerk Au gehört zu den innovativsten und fischschonendsten Kraftwerken in Deutschland.

Alle Untersuchungsergebnisse sind in „Fischökologisches Monitoring an innovativen Wasserkraftanlagen – Zusammenfassung zum Abschlussbericht 2020 – Band 5: Au an der Iller“ zu finden: www.lfu.bayern.de/wasser/fischschutz_fischabstieg/ergebnisse/index.htm?cc